Normungsarbeit "Seltene Erden"
Mineralische Rohstoffe (sog. "Seltene Erden") sind für die Energiewende, die Elektromobilität und die Digitalisierung von herausragender Bedeutung: Neodym und Dysprosium werden zum Beispiel aufgrund ihrer hervorragenden dauermagnetischen Eigenschaften in Windkraftanlagen eingesetzt. Cer und Lanthan finden in Batterien für Elektrofahrzeuge Verwendung.
Gewinnung
Ihre Gewinnung und Verarbeitung erfolgt derzeit zu allermeist über die Volksrepublik China. Ein industrielles Recycling "Seltener Erden" findet kaum statt, weil es aufgrund ihrer geringen Anteile in den einzelnen Produkten als bislang zu aufwendig und unwirtschaftlich gilt.
Wegen ihrer zunehmenden Wichtigkeit werden vielerorts neue Lagerstätten erkundet. Auch die EU plant, eigene technische Verarbeitungs- und Recyclingkapazitäten auf – und auszubauen. Hierzu hat die EU-Kommission im März 2023 ein neues Gesetz zur Sicherung der Rohstoffversorgung vorgestellt, den Critical Raw Material Act (CRMA).
Damit sind absehbar massive Eingriffe in die Natur verbunden, die ökologische und gesundheitliche Probleme mit sich bringen werden.
Normungsausschuss NA 066-03-11 AA
Der nationale DIN Arbeitsausschuss NA 066-03-11 AA "Seltene Erden" erarbeitet Normen zu diesem Thema. Wir engagieren uns dabei, um belastbare Nachhaltigkeitskriterien hinsichtlich Gewinnung, Verarbeitung und Recycling Mineralischer Rohstoffe / Seltener Erden in den geplanten ISO-Normen zu verankern. Dies gilt umso mehr als deren Gewinnung teilweise wegen der Verbindung mit radioaktiven Gesteines problematisch ist.
Bisher haben KNU-Expert*innen am IWA 45 Sustainable critical mineral supply chains mitgewirkt. Im Jahr 2024 startet zudem das internationale Normprojekt Sustainable Raw Materials unter KNU-Beteiligung.
Ausblick: Normungsaktivitäten "Sustainable Raw Materials"
Ende Oktober 2024 traf sich eine Gruppe internationaler Interessent*innen aus Wirtschafts- und Umweltorganisationen in Berlin, um über die Gründung des ISO/PC 348 Sustainable Raw Materials zu verhandeln. Dieses Ereignis hatten wir von KNU und ECOS zum Anlass genommen, unsere Ansichten zu den Erfordernissen der anstehenden Gremienarbeit zu formulieren. Das entstandene gemeinsame Dokument ist dem ISO Sekretariat und der Gremienleitung des ISO/PC 348 übergeben worden. Basis für diese Schlussfolgerungen lieferten unsere Erfahrungen als Umweltexpert*innen an dem vorgelagerten Arbeitsprozess des International Workshop Agreements IWA 45 Sustainable critical mineral supply chains. Zum Papier...
Zu den wichtigsten Punkten unseres Positionspapiers gehören:
- Für Lieferketten von kritischen Mineralien und für ‚best practise‘-Verfahren ist Nachhaltigkeit klar und angemessen zu definieren.
- Bevor die Erarbeitung einer zusätzlichen, neuen Norm in Betracht gezogen wird sind vorhandene Standards auf deren Wirksamkeit zu prüfen und im Rahmen von Revisionsprozessen mit Nachhaltigkeitsaspekten zu erweitern bzw. mit Blick auf Umweltschutz und Menschenrechte robuster auszugestalten.
- Es ist eine partizipative und strukturierte Arbeitsweise im ISO/PC 348 zu realisieren, der die eine Einbeziehung aller Interessengruppen, insbesondere der Zivilgesellschaft und indigener Völker, gewährleistet.
In Übereinstimmung mit unseren Empfehlungen haben wir deshalb vorgeschlagen, im ISO/PC 348 maximal einen niedrigschwelligen Technischen Bericht (Technical Report) zu erarbeiten, statt einer internationalen Norm mit Zertifizierungscharakter.
Auch Repräsentant*innen internationaler Bergbau- und Wirtschaftsunternehmen hatten ihre Sichtweisen dargestellt. Im Ergebnis der Verhandlungen in Berlin ist die Einrichtung des ISO/PC 348 auf 2025 vertagt worden. Dies begrüßen wir!