Im Jahr 2015 hat die UN-Vollversammlung 17 Nachhaltigkeitsziele ("Sustainable Development Goals" (SDGs)) beschlossen.
Sie gelten weltweit, reichen bis 2030 und sollen global ein friedliches und ökologisch stabiles Zusammenleben sichern. Alle beteiligten Staaten sind verpflichtet, die SDGs umzusetzen. Auch Deutschland. Neben der Beendigung von Hunger und Armut, neben Zielen zu Gesundheit und Bildung werden u.a. Ziele des Umwelt- und Naturschutzes formuliert. Wir alle sind gefordert, die in den SDGs formulierten Ziele umzusetzen. Auch die internationale Normungsorganisation (ISO) will hierzu ein Angebot schaffen und hat unter seiner Führung mehrere Normprojekte gestartet.
ISO Norm zum Management der UN-Nachhaltigkeitsziele
Die ISO 53001 – "Management Systems for UN Sustainable Development Goals – Requirements" ist als Zertifizierungsnorm geplant. Damit sollen Organisationen, die ein entsprechendes Managementsystem anwenden zukünftig nachweisen können, dass sie einen Beitrag zur Erreichung der UN SDGs leisten. Die Veröffentlichung der ISO 53001 ist für Herbst 2025 angesetzt. Umwelt-Expert*innen des KNU arbeiten mit daran, dass diese Norm ambitionierte Ziele verfolgt.
Mit diesen Fragestellungen gehen wir in die konkrete Normungsarbeit zur ISO 53001
- Können wir verhindern, dass bestehende anspruchsvolle Ansätze aus Politik und anderen Normungsvorhaben nicht abgeschwächt werden?
- Wie können die SDGs insgesamt und einzelne SDGs sinnvoll adressiert werden?
- Wie können sich bestehende Managementsystem-Normen, etwa zum Umweltmanagement ISO 14001, zum Energiemanagement ISO 50001 oder andere relevante ISO-Normen, wie die ISO 26000 zur gesellschaftlichen Verantwortung in die entstehende Norm einfügen?
- Kann sichergestellt werden, dass bestehende internationale Umwelt- und Menschenrechtsstandards eingehalten werden?
- Wie lässt sich verdeutlichen, dass nach dieser Norm zertifizierte Organisationen die UN SDGs nicht insgesamt erfüllen sondern nur einzelne der 17 Ziele?
Vorgeschlagen hat dieses Normprojekt das dänische Normungsinstitut, gemeinsam mit dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP). Die nationale Spiegelung der ISO 53001 findet beim DIN-im Arbeitsausschuss NA 175-00-03 AA "Gesellschaftliche Verantwortung und Nachhaltigkeitsmanagement" statt.
Normenreihe zur Validierung und Verifizierung von Nachhaltigkeitsinformationen
Mit der ISO 14019 Normenreihe wird ein internationaler Prüfstandard für Nachhaltigkeitsberichte von Unternehmungen erarbeitet . Diese ist so angelegt, dass sie alle Arten von Nachhaltigkeitsinformationen abdeckt, einschließlich Umwelt-, Sozial- und Governance-Informationen (ESG). Das beinhaltet somit auch die aus Umweltschutzperspektive besonders relevanten Informationen über Treibhausgasemissionen, Emission anderer giftiger Stoffe in die Atmosphäre, zu entsorgende Abfallmengen und Abwasser.
Grundsätzlich unterstützen wir das Anliegen, die Bereitstellung der organisationsbezogenen Informationen zu deren Nachhaltigkeitsaspekten zu vereinheitlichen. Auch begrüßen wir harmonisierte Ansätze zur Validierung und Verifizierung derartiger Informationen. Das Normungsvorhaben basiert jedoch auf dem Ansatz des "neutralen" Konformitätsnachweises. Dieses Konzept trägt im Sinne der Nachhaltigkeit aus unserer Sicht nur dann Früchte, wenn ambitionierte Ziele zu Grunde liegen. Da diese derzeit nicht erkennbar sind, kritisieren wir das Vorhaben.
Die Normenteile ISO 14019 Part 1 "General principles and requirements", Part 2 "Verification process" und Part 4 "Competence and guidelines" werden gemäß der s.g. Wiener Vereinbarung parallel für eine europäische Anwendung erarbeitet. Es ist beschlossen, sie ins europäische und damit auch verpflichtend ins deutsche Normenwerk zu übernehmen.
Zur gleichen Zeit hat die EU-Kommission ihrerseits Berichtsstandards für Nachhaltigkeitsberichte von Unternehmungen ("Corporate Sustainability Reporting" (CSR)) erarbeitet, welche auf ihrer eigenen – strengeren - Richtlinie (engl.: directive) "CSRD" beruht.
Wir beteiligen uns über das nationale DIN Spiegelgremium NA 147-00-03-47 GAK an der Entwicklung dieser ISO-Normenreihe und versuchen zu erreichen, dass die CSRD-Standards der EU nicht durch geringere globale Standards aus dem ISO-Vorhaben unterlaufen werden.