Wie können sich Kommunen "nachhaltig" organisieren?

Etwa die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in Städten, Tendenz steigend. Metropolen verschlingen schon heute bis zu 80 Prozent des weltweiten Energieverbrauchs und sind für einen hohen Anteil am Anstoß von Treibhausgasen verantwortlich. Eine behutsame, nachhaltige Stadtentwicklung wird daher immer wichtiger. Ein einheitliches Indikatorensystem zur Messung und Bewertung der nachhaltigen Entwicklung von Städten gibt es noch nicht.

Beispiele gibt es in Hamburg und Berlin

In Hamburg, Berlin und weiteren Städten haben Verbünde aus Institutionen, Verbänden, Unternehmen und Initiativen nachhaltige Zukunftsstrategien für ihre Städte erarbeitet. Für zahlreiche ökologische, ökonomische und soziale Ziele, wie z.B.:

  • Natur als Lebens- und Erholungsraum erhalten
  • Abfälle reduzieren
  • Armut bekämpfen
  • soziale Integration und Gleichstellung fördern
  • Klima schützen
  • fairen Handel fördern

Hamburg hat hierfür das Indikatorensystem HEINZ (Hamburger EntwicklungsINdikatoren Zukunftsfähigkeit) erarbeitet, mit dem die Umweltverträglichkeit der Stadt ermittelt und bis zum Jahr 2050 verbessert werden kann. In Berlin hat man sich auf ein Set von 16 Kernindikatoren verständigt, um die Fortschritte einer nachhaltigen Stadtentwicklung datenbasiert verfolgen zu können.

Bestimmung der Nachhaltigkeit

Offizielle Normungsaktivitäten zu diesem komplexen Thema haben in Deutschland im Jahr 2012 begonnen. Der zuständige Normenausschuss (NA 172-00-12 AA Nachhaltige Entwicklung in Kommunen) erarbeitet hauptsächlich Normen, die

  • Kommunen bei der Einführung und Umsetzung eines Nachhaltigkeitsmanagements unterstützen.
  • Indikatoren zur Bewertung der Lebensqualität und Dienstleistungen in Städten definieren. Diese sollen den Städten helfen, den Stand ihrer Umweltleistungen zu ermitteln und zu verbessern.
  • Kennzahlen zur Bewertung der "Smartness" (ökologische Leistung/Effizienz) der Infrastruktur einer Stadt festlegen.

Wann ist Nachhaltigkeit wirklich nachhaltig?

Vor allem asiatische Länder möchten die "Smartness" als Gradmesser für die Nachhaltigkeit einer Kommune festlegen. Soll jedoch die Gesamtwirkung von Städten betrachtet werden, greift diese Definition zu kurz.

Die KNU-Expert*innen setzen sich daher dafür ein, dass der Nachhaltigkeitsbegriff der Brundtlandt-Kommission zu Grunde gelegt wird. Im Jahr 1987 definierte sie das Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung, wonach sie "den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und ihren Lebensstil zu wählen."

Der Teufel steckt im Detail

Darüber hinaus fordern die KNU-Expert*innen eine angemessene Differenzierung von Nachhaltigkeitsindikatoren. So schlagen sie vor,

  • beim Indikator für "Abfall" neben der Gesamtmenge auch das Aufkommen von gefährlichen Abfällen aufzunehmen.
  • beim Indikator für "Energieverbrauch" zwischen fossilen und erneuerbaren Energieträgern zu unterscheiden. Die bisherige Erfassung der Gesamtzahl aller Kilowattstunden reicht nicht aus.
  • für die Bewertung der Luftqualität nicht nur die Konzentration an Kohlendioxid, sondern auch die anderer Schadstoffe wie Ozon und Stickoxide zu betrachten.

Außerdem haben die Umweltverbände einen Indikator für Biodiversität eingebracht, bei dem zur Bewertung der biologischen Vielfalt beispielsweise die Anzahl von Vogel- und Waldarten anzugeben ist.

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